festival of exiles
new sounds from the internationally
and musically displaced
and musically displaced
Das 'Festival of Exiles' möchte zum wiederholten Male ein Forum für Musikerinnen und Musikern schaffen, deren physische und künstlerische Situation man mit 'Exil' in einem nicht-politischen Sinne bezeichnen kann. Exil als Ausdruck von Nomadentum und nur temporärer Heimat. So mag der nomadische, transitorische Lebensstil künstlerisch am besten in jeglicher Form experimenteller Musik zum Tragen kommen, sei sie nun komponiert, improvisiert, an der Sprache der klassischen westlich-europäischen oder außereuropäischen Tradition, am Jazz oder an Noise und Rock orientiert. Mit neuen Technologien und weltweit rasanter Kommunikation sind die tradierten Genregrenzen ohnehin zunehmend obsolet geworden und werden von radikal kreativen Musikern weitgehend ignoriert. Nur wenige selbsternannte Sachverwalter und Puristen mühen sich derzeit noch mit ästhetischen Verteidigungsscharmützeln ab.
Das Verbindende, das ein Festival, wie das 'Festival of Exiles' proklamiert, ist die Bereitschaft der Künstler, sich über gängige Grenzen und Klischees hinweg im Kontext einer freien Musik zu begegnen. Musik von Musikern, deren Wurzeln zu ihrem Herkunftsland und dessen Kultur gekappt sind, Musikern, die sich bewußt keiner definierten Szene zuordnen, Musikern, die in kein gängiges Raster von wie immer auch definierten Musik zu passen scheinen.
Neben Künstlern, die momentan Berlin als Aufenthaltsort gewählt haben, und Berliner Künstlern, sind im Programm auch Musiker vertreten, die an anderen Orten in einer im obigen Sinne definierten 'Exil'-Situation leben. Alte Bekannte, z.B. ehemalige daad-Gäste, und Neuankömmlinge sind im 'Festival of Exiles' vertreten: Musiker, Komponisten, Komponisten/Musiker/Performer, Künstler aus dem Umfeld des Jazz, der komponierten E-Musik. Das Programm verspricht so ein spannungreiches Spektrum verschiedenster künstlerischer und stilistischer Ansätze, deren Klammer einzig eine kongeniale, offene und experimentierfreudige Spielhaltung sein kann. Im bewußt freibleibenden Kontext des 'Festivals of Exiles' ist Raum für Soli, probate Formationen, spontane Zusammenwürfelungen und ad-hoc-Bands, für rein akustische Musik, für alle Spielarten elektronischer und computergenerierter und -gestützter Musik, für das flüchtige momentane Spiel und für an Kompositorischem orientierte Strukturen. Das Festival ist auf drei Tage angelegt und bietet so Raum und Zeit für die beteiligten Künstler sich auszutauschen und für das Publikum die Gelegenheit, an spontanen und augenblicklichen Prozessen teilzuhaben.
Das erste 'Festival of Exiles' fand im Juni 1998 begleitend zur Ausstellung 'Grenzgänge' in der Galerie 'Meinblau' statt, das zweite im Juni 1999 im Tacheles. "The festival takes advantage of Berlin as a centre for improvising musicians who have been 'exiled' in a number of ways... improvising musicians who no longer live in their country of origin; musicians who do not belong to the status quo scenes of improvised music; improvising musicians who do not fit into the accepted genres of improvised music; improvising musicians who live a nomadic existance and so who are, in their transitory lifestyles, like improvised music itself." (Jon Rose)
Berlin als ein in vielerlei Hinsicht vorläufiger Ort, der über Jahrzehnte Künstlern aus allen Winkeln der Welt Zuflucht gewesen ist, ist ideal für das 'Festival of Exiles II': eine Heimat für Heimatlose par excellence. Die Stadt ist europa- und weltweit ein Zentrum freier, experimentierfreudiger Musik, Generationen von vornehmlich improvisierenden und experimentierenden Musikern haben immer wieder eine kraftvolle und bedeutende Szene geformt und lebendig gehalten. Dieser vitalen Tradition fühlt sich das 'Festival of Exiles' verbunden und verpflichtet.